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Historie der Gemeinde Hohenstadt
Im Großkuppengebiet von Laichingen, auf der Kuppenalb, an eine der zahlreichenMassenkalkkuppen gelehnt, liegt Hohenstadt als die höchstgelegene (818 m über N.N.) und zugleich südlichste Gemeinde des Landkreises Göppingen. Besonders stark wirkt die Höhenlage etwa von Laichingen aus gesehen, und von dieser Blickrichtung wird auch die Ortsbezeichnung abzuleiten sein.
Sie bedeutet hohe Statt gleich hohe Stelle, soll also die Niederlassung nicht als Stadt kennzeichnen.
Interessant ist, dass auf der Gemarkung Hohenstadt verschiedene archäologische Funde zu verzeichnen sind. So wurde im Gewann „Feuerbuch“ ein Hallstattzeitliches Grabhügelfeld entdeckt mit sechs über Körper- oder Brandbestattungen errichtete Hügel aus der Eisenzeit (8. Bis 5. Jahrhundert v. Chr.). Auch im Bereich des Gewanns „Wassertal“ wurden Siedlungsreste der Hallstattzeit gefunden, dabei handelt es sich um Reste von Keramik, vielleicht aus einem Grabhügel der Eisenzeit (8. Bis 5. Jahrhundert v. Chr.). Weiter wurde im Bereich des Gewanns „Gassenäcker“ Gräber in einem Reihengräberfriedhof aus der Zeit der Alamanen mit Keramik-, Schmuck-, Waffen- und Trachtenbeigaben entdeckt (5. Bis 8. Jahrhundert n. Chr.). Das lässt vermuten, dass Hohenstadt schon zu frühgeschichtlicher Zeit besiedelt war.
Zum ersten Mal ist Hohenstadt allerdings, das damals im Gau Flina lag, in der Stiftungsurkunde des Benediktinerklosters Wiesensteig von 861 erwähnt, durch die der schwäbische Pfalzgraf Rudolf, der jedoch kein Vorfahr der Grafen von Helfenstein war, den Ort mit seiner ganzen Markung dem Kloster überließ. Mit dem Ort übergab er dem neuen Besitzer aber auch seine bisherigen Grundhörigen im Ort samt ihren Familien. Der Ortsadel war davon vermutlich nicht betroffen, da er zum Grundherrn in einem anderen Verhältnis stand. Doch auch der Ortsadel verkaufte teilweise seine Güter, wie man aus dem Fundationsregister des Klosters Ursberg bei Krumbach in Bayrisch-Schwaben, das auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, entnehmen kann. Die drei Brüder Norpert, Wezel und Adelbert von Hohenstadt verkaufen darin ein Gut an das Kloster.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind die Grafen von Helfenstein die Herren von Hohenstadt. Das können sie jedoch schon gewesen sein, als noch der alte Hohenstadter Ortsadel existierte. Wann und wie der Ort aus dem Besitz des Klosters Wiesensteig in den der Grafen überging ist nicht bekannt. Im Jahr 1295 verkaufte Graf Ulrich VII: von Helfenstein wegen Zwistigkeiten in der Familie seinen ganzen Anteil an der Herrschaft Helfenstein an König Adolf von Nassau, behielt aber ausdrücklich seinen ganzen Besitz in Hohenstadt. So erlebte der Ort zunächst die wechselhafte Geschichte des Helfensteinischen Grafenhauses mit. Bei der Teilung der Gesamtherrschaft unter die zwei Linien des Hauses im Jahre 1356 fiel Hohenstadt an die ältere, die Wiesensteiger Linie. Im Jahr 1382 bei der Verpfändung der Wiesensteiger Herrschaft an Ulm wurde der Ort nicht aufgeführt. Als die Grafen 1396 die Schuld an Ulm nicht zurückzahlen konnten, nahm Ulm die vordere, bessere Hälfte der Herrschaft an sich und überließ den Grafen die Hälfte im Oberen Filstal und auf den angrenzenden Albhöhen, zu denen auch Hohenstadt gehörte. Die Schuldenmacherei der Grafen ging jedoch weiter und so versetzten oder verkauften sie immer wieder einzelne Stücke ihres Besitzes. Auch gingen die einzelnen Teile ihrer Herrschaft oft in andere Hände des Geschlechts selbst über, so auch Hohenstadt.
Dann im Jahr 1483 verkaufte Graf Ludwig X. von Helfenstein für sich und seinen Bruder Graf Friedrich, der noch nicht mündig war, die Hälfte des Dorfes an Ritter Ulrich von Westerstetten in Drackenstein. Dieser hatte schon seit langem das Dorf Lutolshausen (heute Luizhausen) von den Württembergern als Lehen inne. Graf Eberhard der Ältere von Württemberg überließ nun dem von Westerstetten im Jahr 1485 dieses Lehen als Eigentum, wofür dieser seine Hälfte Hohenstadts an Württemberg abtrat. Das wirkte sich in der Reformationszeit dahin aus, dass Württemberg in seinem Teil des Dorfes die Reformation einführte und so bis 1634 evangelische Prädikanten im Ort wirkten, während der andere Teil katholisch war.
Auch die Grafen von Helfenstein, die ja noch die andere Hälfte des Dorfes besaßen, waren dem neuen Glauben zugeneigt. Um nun die Grafen voll auf die Seite der Evangelischen zu ziehen und sie dort zu halten, gab herzog Christoph im Jahr 1564 dem residierenden Grafen Ulrich XVI: in Wiesensteig und seinem Bruder Sebastian die Anwartschaft auf die Belehnung mit der württembergischen Hälfte Hohenstadts. Jedoch kehrte Ulrich und mit ihm die helfensteinische Hälfte des Dorfes nach Sebastians Tod (1564) zum alten Glauben (1567) zurück. Trotzdem gelangte sein Nachfolger Rudolf V. 1586 in den Besitz des von Herzog Christoph versprochenen Lehens. Die Bewohner der württembergischen Hälfte des Dorfes blieben aber bis zum Aussterben der Helfensteiner Grafen evangelisch. Erst nach der Schlacht bei Nördlingen 1634, als die Rekatholisierung in Württemberg einsetzte, kehrten sie zum Glauben der anderen Hälfte zurück.
Nach dem Aussterben des Helfensteinischen Mannesstammes 1627 fiel das halbe von den Württembergern zu Lehen gegebene Dorf wieder an diese zurück, während die andere Hälfe die Geschicke der Herrschaft Wiesensteig teilte und somit zu 2/3 an Kurbayern und zu 1/3 an Fürstenberg ging. Das Kondominium endete 1752 als Fürstenberg seinen Teil an Bayern verkaufte. Im Jahr 1806 kam dann auch diese Hälfte des Dorfes mit der Herrschaft Wiesensteig an Württemberg. Somit fand die vielhundertjährige Trennung Hohenstadts ihr Ende.
Inmitten des Dorfes, an der Stelle, an welcher auch schon ihre Vorgängerinnen standen, wurde im Jahr 1748 die katholische Pfarrkirche St. Margaretha gebaut. Erstmals wurde eine Kapelle zur Hl. Margaretha 1466 erwähnt. Die sich im Hochaltar der Kirche befindenden 2trefflichen“ Holzfiguren der Ulmer Schnitzschule stammen aus dem 15. Jahrhundert und dürften schon zur Ausstattung der vorangegangenen Kirche gehört haben. Es handelt sich dabei um die Muttergottes, die Kirchenheilige St. Margaretha und die Hl. Katharina, die durch ihre Attribute Buch und Schwert gekennzeichnet ist. Als gute Arbeiten gelten auch die Gemälde an den Seitenaltären sowie die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kanzel.
Eine selbständige Pfarrei wurde in Hohenstadt erst um 1800 geschaffen. Das patronatsrecht übte bis 1806 das Stift Wiesensteig aus. Danach ging mit dem Übergang des ganzen Dorfes an Württemberg auch das Patronatsrecht an die Krone über.
Bis 1810 gehörte Hohenstadt zum Oberamt Wiesensteig, ab 1810 kam es zum Oberamt Geislingen. Mit der Verwaltungsreform 1938 ging das Oberamt Geislingen im Kreis Göppingen auf.
Im Jahr 1957 kam auf die Gemeinde Hohenstadt ein besonderes Ereignis zu, da in diesem Jahr die Autobahnteilstrecke Mühlhausen – Hohenstadt eröffnet wurde. Daraufhin galt Hohenstadt lange Zeit als höchster Autobahnpunkt Deutschlands.
Am 1. Januar 1972 schloss sich Hohenstadt mit den Gemeinden Wiesensteig, Gruibingen, Drackenstein und Mühlhausen im Täle zur Verwaltungsgemeinschaft „Oberes Filstal“ mit Sitz in Wiesensteig zusammen und konnte somit seine Selbständigkeit bewahren.
Aus dem Findbuch für das Gemeindearchiv